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Wer ist Dr Hans Castelijns

Die Pathogenese (Entstehung und Entwicklung) und Behandlung von Kronrandhornspalten der Seitenwand – Quantitativbestimmung der vertikalen Mobilität der Hufkapsel an den Trachten

Zusammenfassung:

Als Kronrandhornspalten der Seitenwand (Q.C.) werden Hornspalten bezeichnet, die parallel zu den Hornröhrchen verlaufen. Sie fangen am Kronrand an, im Bereich der Seiten- oder Trachtenwand des Hufes. Sie entstehen durch innere als auch durch äußere Traumata (z.B.: Drahtverletzungen oder Kronentritt). Sie bestehen aus einer Trennung der Hufwand, von der Innenseite nach außen, proximal nach distal (von oben nach unten). Sie treten auf wenn der Hufknorpel (U.C.), beim Belasten der Gliedmaße, sich nach außen bewegt und dort auf eine extrem steile und nach oben gestauchte Hufwand trifft (verschobene Ballen), wie weiter unten bei dem präparierten Huf unter Belastung gezeigt. Eine Palpation (Abtasten) und Messen des Hufknorpels (U.C.) welcher über den Kronrand hinaus ragt ist klinisch wichtig um die Situation abzuschätzen und die Behandlung der Kronrandhornspalten (Q.C.) zu starten. Bei Hufen mit Kronrandhornspalten (Q.C.) ragen die Hufknorpel über den Kronrand nur 15 mm oder weniger hinaus, je nach Hufgröße. Es ist unabdingbar die Länge der Hufknorpel (U.C.) über dem Kronrand zu vergrößern um die Kronrandhornspalten (Q.C.) zu behandeln, da die Zusammenhangstrennung der Hufwand von innen nach außen verläuft und und es nicht möglich ist, dass der Spalt verheilt, weil der Hufknorpel in seiner nach außen Bewegung immer wieder den Kronwulst reizt.

Eine Absenkung der nach oben gestauchten Seiten- oder Trachtenwand kann durch bestimmtes Ausschneiden und Beschlagen und/oder einer Hufwandstärke-tiefen Rille unterhalb der betroffenen Kronrandregion erzielt werden. Bei der ersten Methode erzielt man eine Absenkung der Hufwand von durchschnittlich ±7 mm im Verglich zu Hufknorpel (U.C.) und Hufbein (D.P.).

Der Autor hat aber eine andere Erfahrung gemacht; er beobachtete eine sofortige aufwärts Stauchung des Ballen um 20 mm (Referenzpunkt: Hufbein (D.P.) sobald das Pferd die betroffene Gliedmaße belastete. Dies wurde bei lebenden Pferden mit standardisierten Röntgen-, Ausschneidetechniken nachgewiesen. Die Durchschnittliche sofortige Stauchung betrug bei 18 Gliedmassen 4,3 mm. Diese Ergebnisse stellen die Effektivität einiger Beschlagtechniken infrage, die mit Trachtenerhöhungen die seitliche Zehenachse des Hufbeins (D.P.) und der Fessel (P.D.) ändern wollen.

 

Abkürzungen:
- Kronrandhornspalt : Q.C. , KHS
- Hufknorpel: U.C.
- Hufbein: D.P.
- Hufkapsel: H.C.

 

Kronrandspalt und Hufform:

Hornspalten sind Trennungen im Bereich der Hufwand. Sie werden unterteilt in:
- betroffene Region; Zehen-, Seiten- Trachtenhufwandhornspalt und Eckstrebenhornspalte
- Richtung des Spaltes; längs (parallel zu den Hornröhrchen) oder quer
- Ursprung; Kronrandhornspalte (von oben nach unten), Tragrandhornspalte (von unten nach oben)
- Tiefe; oberflächlich oder durchdringend
- Ursache; äußere Verletzung oder Spannungsriss (inneres Trauma).

Dieser Vortrag befasst sich nur mit den Kronrandhornspalten der Seiten- und Trachtenwand, die durch innere Traumata verursacht wurden. Da sie von innen nach außen aufgehen, sind sie immer durchdringend. Durchdringende Kronrandhornspalten bluten oft, sind schmerzhaft und verursachen deshalb oftmals Lahmheiten. Die Spalte selbst ist an der Lamellenschicht meisten breiter als auf der Hufwandoberfläche.

Das Vorhandensein von Kronrandspalten ist sehr eng mit der Hufform verbunden [O’Grady, 2006]; die wiederum sehr stark von der Gliedmaßenstellung abhängt. Die Hufformen passen sich in einer vorhersehbaren Art an die Gliedmaßenstellung an. Besonders nach innen - oder nach außen Verdrehungen des Beines zeigen Überentwicklungen einer Trachte und der gegenüberliegenden Zehe und einer Unterentwicklung der gegenüberliegenden Trachte und der gleichseitigen Zehe. Das unterentwickelte Diagonal des Tragrandes ist parallel zu der sagital (vertikal Ebene) Achse des Pferdes [Castelijns, H., 1999]. Die Anpassung der Hufform an eine Gliedmaßenfehlstellung ist dem Pferd hilfreich, da so eine zu starke Fehlbelastung der unteren Gliedmaßengelenke reduziert wird.

Laterales / mediales (außen / innen) Kürzen der Hufe aller Pferde, aber besonders derer mit gebrochenen Gliedmaßenachsen und/oder Gliedmaßenverdrehungen (Rotationen), sollte zum Ziel haben, dass die Gelenkspalten der unteren Gliedmaße gleiche Abstände aufweisen [Caudron, 1998].

Gliedmaßenfehlstellungen führen nicht nur zu einer (positiven) Anpassung der Hufform zum Bein, sie verformen auch die Hufkapsel sehr leicht, besonders wenn der Huf zu lange gelassen wird (zu lange Intervalle der Hufpflege/-beschlag). Verformungen die durch die Anpassung des Hufes entstanden sind, sind durch verbogene Hornröhrchen (z.B.: lose Wand, untergeschobene Trachten, konkave Zehenwand) und vertikal verschobenen Kronsaum klar zu erkennen [Castelijns, 2006]. Im fortgeschrittenen Zustand wird dies auch durch Beobachtung und Abtasten (Palpation) des Kronsaumes von der Seite und dem Vergleichen und dem Messen der Ballenhöhe (von hinten) klar erkennbar. Die Literatur, alt wie neu, beschreibt den Zusammenhang zwischen verschobenen Ballen und Kronsaumhornspalten, mit der klinischen Erfahrung, dass der Spalt immer am höchsten Punkt des betroffenen Kronsaumes auftritt [Dollar, 1897] [O’Grady, 2006], mit einem wahrscheinlich höheren Vorkommen an der inneren (medialen) Seiten-/ Trachtenwand. [Mensa,1950]. (Fig. 1. a, b, c)

Fig 1a
Fig 1b
Fig 1c
Fig. 1 a), b), c)
Kronrandhornspalten der Seitenwand entstehen am höchsten Punkt des nach oben gestauchten Saumbandes. Beachten Sie den eingeengten Hufknorpel ( Pfeil )

Ebenso wie die Beobachtung, das der Hufknorpel bei der Entstehung der Kronrandhornspalte eine Rolle spielt, ist dies nichts neues. Obwohl der Autor diese Hypothese alleine entwickelt hat, wurde sie schon in der Literatur davor beschrieben [Pires, A., 1991] mit dem Hinweis auf Autoren des späten 19. Jhd., was das vielbenutzte Zitat bestätigt, dass „95 % was wir heute über die Kunst und Wissenschaft des Hufbeschlages wissen schon 1900 bekannt war“ [Pieh, W.S., 1993].

 

Der Einfluss des Hufknorpels bei Kronsaumhornspalten der Seiten- und Trachtenhufwand.

Wenn die Gliedmaße in der Stützphase belastet wird kommt der Fesselkopf nach unten und das Fessel- und Kronbein bewegen sich nach unten, das Hufgelenk wird gebeugt. In dieser Phase des Ganges drückt das Kronbein auf das Strahlpolster, der Huf weitet sich (Hufmechanismus) während sich der Kronsaum leicht verengt und die Hufknorpel werden nach außen gedrückt [Barone, R., 1995], [Dollar, A.W., 1897], [Thomason, J.J., 1998]. In normalen Hufen ist genügend Platz für die Hufknorpel nach außen auszuweichen. Diese Bewegung wurde hervorragend von M.T Savoldi an präparieten Gliedmaßen aufgezeichnet. [Savoldi, 2005] (Fig. 2. a, b)

Fig 2a
Fig 2b
Fig. 2 a), b)
Hufknorpel bei a) unbelasteter Gliedmaße b) belastete Gliedmaße , mit freundlicher Genehmigung von Michael T. Savoldi

Bei Rehehufen mit einer Hufbeinsenkung sind Kronsaumhornspalten an der Innen- und Außenseite des betroffenen Hufes keine Seltenheit. Beim Abtasten und Messen sind die oberen Ränder der Hufknorpel nicht selten am oder unterhalb des Kronsaumes. Bei verschobnen Ballen ist die nach oben gestauchte Trachtenwand oft von immer wiederkehrenden Kronsaumhornspalten (KHS) betroffen. Sind KHS vorhanden und man tastet den Hufknorpel ab und zieht diesen mit dem Finger nach Außen,

scheint dies dem Pferd unangenehm zu sein und man öffnet den Spalt etwas am oberen Ende. (Fig. 3) Die schmerzhafte Reaktion ist normalerweise nicht an dem gegenüberliegenden Hufknorpel zu beobachten (bei verschobenen Ballen) wenn dort die gleiche Prozedur anwendet. Das obere Ende der KHS ist immer in der Nähe des höchsten Punktes des vertikal verschobenen Saumbandes – von der Seite gesehen.

Die Messung der über den Kronsaum herausstehenden Hufknorpel, der Autor benutzt immer einen Messschieber, zeigt immer eine Länge von 15 mm oder weniger (-2 to 15 mm) wenn ein KHS vorhanden ist. (Fig. 4)
Fig 3
Fig. 3 -
Abtasten des Hufknorpels
Fig 4
Fig. 4 -
Über dem Kronsaum herausstehender Hufknorpel kann gemessen werden. (27 mm in diesem Fall). Man beachte, dass die über dem Spalt nachgewachsene Hufwand schön geschlossen nachwächst.
Verschobene Ballen sind meist die Ursache von gebrochenen Gliedmaßenachsen, aber noch mehr von verdrehten Gliedmaßen (GM), wie nach innen gedrehte GM (zeheneng, innerer Ballen nach oben gestaucht) und nach außen gedrehte GM (zehenweit, äußerer Ballen nach oben gestaucht). Ein verschobene Ballen ist laut Definition länger als der neben ihm (gleicher Huf) befindliche, wenn man die Länge vom Saumband des Ballen bis zum Boden oder Hufeisen misst. Aber die absolute Trachtenlänge/-höhe (bei regelmäßigem Huf und verschobenen Ballen) kommt auch auf den palmaren/plantaren Winkel des Hufbeins (Winkel zwischen Untergrund und Bodenfläche des Hufbeins) an. Der palmare/plantare Winkel des Hufbeins ist der Winkel zwischen der Bodenfläche des Hufbeins und dem Boden. Er wird mit einem lateral medial (von außen nach Innen) Röntgenbild bestimmt. Der Röntgenstrahl wird auf ± 2,5 cm überhalb des Tragrandes fokussiert [Redden, 2003]. Der palmare Winkel wird durch die Spannung der tiefen Beugesehne bestimmt. Er kann zwischen den Vorderbeinen des gleichen Pferdes verschieden sein. Diese Unterschiede treten während der Wachstumsphase im Fohlenalter auf [Van Heel, 2006].

Ein größerer palmarer/plantarer Winkel wird immer zusammen mit längeren/höheren Trachten und einem mehr horizontal verlaufendem Kronsaum auftreten, von der Seite betrachtet. Ein Huf mit kleinerem palmaren/plantaren Winkel wird kürzere Trachten und einen nach hinten abfallenden Kronsaumverlauf haben [Castelijns, 1998]. Die Länge der über den Saumband herausstehenden Hufknorpel kann in beiden Arten von Hufen gemindert werden, wenn die Trachtenwand im Verhältnis zu dem (auf gleicher Hufseite) Hufbeinast und den daran befestigten Hufknorpel nach oben gestaucht wird. Dies ist ganz wichtig in Erinnerung zu haben, wenn man einen Kronsaumhornspalt behandeln möchte. Es können sich auch niedrige Trachten verschieben/hoch stauchen in Relation zu den vorhandenen Strukturen (Hufbein, Hufknorpel). Hat das Hufbein einen kleinen palmaren/plantaren Winkel und es ragt nur wenig des Hufknorpel über den Kronsaum, dann sind solche Pferde prädestiniert einen KHS zu bekommen; wie man es häufig bei Trabern und Vollblütern sieht. (Fig. 5)

Fig 5
Fig. 5 -
Kronrandhornspalte (Pfeil) bei einem Huf mit einem palmaren Winkel der fast 0° beträgt

Veränderung des Kronrandes an den Seiten-/Trachtenwänden

Eine dorso-proximale (vorne-oben) Zerstörung der Hufwand im Bereich der Seiten-/Trachtenwand kann durch eine Hufwandstärke tiefe Rinne unterhalb des Saumbandes behoben werden. Diese Technik wurde schon von Laurino 1932 für die Behandlung von Hufrehe erwähnt [Pires, 1991]. Rinnen unter dem Kronrand im Trachtenbereich, obwohl sehr effektiv, eignen sich nicht für Pferde, die schwer arbeiten müssen. Bei ihnen kann es zu einem Vorfall des extrem des vernarbten Gewebes in kommen, was sich nicht in einer hohen Kundenzufriedenheit äußert. Das Wiederherstellen einer größeren Hufknorpelanteils überhalb des Kronrandes, auf der Seite des nach oben gestauchten Ballens, kann, und wurde auch schon in der Vergangenheit, mit einfacheren Mitteln erzielt. Van Snow schlug vor den Huf 24 Stunden, barfuß auf einer Strahlunterstützung stehend, einzuweichen [Van Snow, 1991].

Der Autor nutzt eine doppelte Ausschneidemethode, inspiriert von Anz [Anz, 2004]. Der Huf wird erst passend zu der seitlichen -, der vorderen Zehenachse ausgeschnitten. Ein gestreckter Hufwandverlauf wird so weit möglich wieder hergestellt. Die Trachten werden bis an die weiteste Stelle des Hornstrahles zurück geschnitten. In Fällen mit schweren Gliedmaßenverstellungen benutzt der Autor einen Finnegans Hufmessgerät und/oder ein Röntgenprotokoll nach Caudron. [Caudron, 1998] (Fig. 6)
Fig 6
Fig. 6 -
Benutzung eines Finnegans Hufmessgerät
Das Hufeisen wird dann gerichtet und warm aufgepasst. Bevor das Eisen aufgenagelt wird, kommt die zweite Ausschneidetechnik zum Zuge. Es wird eine Schwebe eingebracht. Sie startet auf der Seite der gestauchten Wand bei 0 mm in der Zehe und geht durchschnittlich bis zu ca. 7 mm in der Trachte. Die Höhe der Schwebe richtet sich nach der „Sohlentiefe“ im Eckstrebenwinkel und der Schwere der Verschiebung des Kronrandes. Normalerweise ist genügend Sohlentiefe vorhanden, was mit den Beobachtungen von Savoldi übereinstimmt [Savoldi, 2006]. Wenn nicht genügend Sohlentiefe vorhanden ist [d.h. nicht genügend Horn für die Schwebe weggeschnitten werden kann] kann man den restlichen Huf mit einem Rim oder einer Sohle und Polstermaterial höher setzen. Zu wenig Sohlentiefe um die gestauchte Trachte zu kürzen findet man hauptsächlich bei Pferden mit einem kleinen oder negativen palmar/plantar Winkel des Hufbeins.

Wird das Hufeisen aufgenagelt und vernietet, wird der betroffene Ballen von alleine, innerhalb von Minuten, nach unten kommen und der Trachtentragrand das Hufeisen berühren. Die Höhe der Schwebe bestimmt die Längendifferenz des, über dem Kronrand hinausragenden, Hufknorpels. Dies ist mit bloßem auge wahrnembar, fühlbar (Palpation) und mit dem Messschieber nachmessbar.

(Fig. 7. a, b, c, d, e)
Fig 7A
Fig. 7A
Fig. 7 a), b), c), d), e) -
Die doppelte Ausschneidemethode erlaubt das Absenken des nach oben gestauchten Ballens,
dadurch ragt der Hufknorpel weiter über den Kronsaum
Fig 7B
Fig. 7B
Fig D
Fig. 7D
Fig 7C
Fig. 7C
Fig E
Fig. 7E

Die Senkung, die auf einmal erzielt werden kann, hängt von der Größe des Hufes, der Verschiebung der Ballen und des palmaren Winkels des Hufbein ab. (Fig. 8)

Fig 8

Fig. 8 -
Senken des Kronsaums im Verhältnis zum Hufknorpel

Der Autor hat ein Minimum von 3 mm an einem kleinen Huf (28 cm Hufumfang am äußeren Tragrand), Vollblüter Huf mit 1º palmaren Winkel und gemäßigter Verschiebung der Ballen, bis zu 12 mm an einem größeren (35 cm Umfang) mit 5º palmaren Winkel und 20 mm Höhenunterschied der Ballen vor der Behandlung gemessen. Wenn die nach oben gestauchte Wand so leicht, im Verhältnis zum Hufbein, dem gleichseitigen Hufknorpel und der gegenüberliegenden Trachte, abgesenkt werden kann, stellt sich die Frage: können die Ballen auch mit Keilen oder Keilplatten nach oben geschoben werden? Die Frage ist schon wichtig, da Trachtenerhöhungen und Keilplatten oft, besonders für therapeutische Beschläge (z.B.: Hufrollensyndrom) verordnet wurden. Der Grund dafür liegt darin, dass das Hufgelenk leicht gebeugt wird und somit der Winkel, den die tiefe Beugesehne um den Hufrollenschleimbeutel und das Hufbein bildet, geöffnet wird und deshalb weniger Druck und somit weniger Schmerzen auftreten [Denoix, 2005].

Wenn aber diese Beschlagsmethode die Hornkapsel, im Verhältnis zum Hufbein, deformiert (Beugen des Hufgelenkes) wird dieser biomechanische Effekt aber verfehlt.

Neun Pferde wurden nacheinander mit einem Vorderfuß (barfuß, kurz zuvor ausgeschnitten) auf einem „Podo Block“, mit einer fixen Focusdistanz von 80 cm und Huf-Abstellplatz-Schablone, gestellt. der zweite Vorderhuf wurde von einem Assistent hochgehalten. Der Kronrand wurde mit einem Röntgenkontrastmittel (Bariumsulfat Paste*), entlang des Haaransatzes, markiert. Der laterale (äußere) Kronsaum wurde mit einer durchgehenden Line (mit einer Spritze aufgetragen), der mediale (innere) Kronrand wurde mit gepunkteten Linie markiert. Dann wurden Röntgenbilder mit und ohne einem 20 mm Trachtenkeil angefertigt. Das Ausschneiden der Hufe war in sofern standardisieret, dass die Trachten bis zum weitesten Punkt des Hornstrahles und die Seitenwände bis zur „Sohlentiefe“ [Übergang von Sohlenzerfallshorn zu Sohlenhorn] zurück geschnitten wurden.

Die Ergebnisse wurden wie folgt ausgewertet: die Hufbeine der zwei Röntgenbilder wurden übereinandergelegt und die Differenzen zwischen den Trachten und den Markierungen wurden ausgemessen.(Fig.9)
Die Werte der vertikalen Verschiebungen wurden dem Maßstab angepasst, da die Röntgenbilder ca. 10 % vergrößert sind. (Der Maßstab konnte genau bestimmt werden, da eine 80 mm lange Markierung auf jeder Zehenwand angebracht wurde)

Fig. 9 -
Measuring upward distortion of the heels with a 20mm wedge:
Fig 9A
Fig 9B
Fig 9C
9a), 9b) -
Die Trachten werden bis zur weitesten Stelle des Hornstrahles zurückgeschnitten
9c) -
Fester Abstand (80 cm),
feste Focushöhe
Fig 9D
Fig 9E
Fig 9F
9d), 9e), 9f) -
Fester “Hufanschlag” auf dem “Podo Block”, Markierung der lateralen (außen) Seite (durchgängige Linie) and medialel Trachte (gepunktete Linie), Keil
Fig 9G
Fig 9H
Fig 9I
9g), 9h), 9i) -
Die Röntgenbilder werden so übereinandergelegt, dass sich die (selben) Hufbeine überdecken, die Verschiebung der Markierungen wird gemessen

Neben der Ballenverschiebung wurde auch der Winkel der Zehenhufwand mit einem Dallmer Hufwinkelmesser bestimmt; zusätzlich wurden der Name des Pferdes, Rasse, Alter, Geschlecht, Gebrauchszweck, Größe, geschätztes Gewicht und die Hufgröße notiert.

Der Dallmer Hufwinkelmesseer wurde wegen seiner Zuverlässigkeit gewählt [Moleman, 2002].

Gemessen wurde der größte Wert der Kronrandverschiebung; von der Oberseite der Linie (Punkt) zu der Oberseite der Linie (Punkt) des darüber gelegten Bildes.

Die Ergebnisse entnehmen Sie bitte der Tabelle 1.

 

Diskussion:

Alle Gliedmaßen zeigten eine vertikale Verlagerung auf dem 20 mm hohen Keil. Es sei bemerkt, dass die Verschiebung sofort geschah (Zeit, in der der Huf auf den 20 mm Keil platziert, der andere Vorderfuss angehoben und das Röntgenbild geschossen wurde).

Es ist gut möglich, dass über einen längeren Zeitraum oder unter mehr Gewichtsbelastung die Verlagerung zunimmt. Die Hufe der Pferde in der Toskana im Juni 2006 waren relativ trocken (geschätzte Shore Härte des Hornstrahles 50A und härter), es ist zu erwarten, dass feuchtere Hufe sich noch mehr verformen können. Einen Keil unter nur eine Trachte gelegt dürfte sich, bei gleichem einwirkendem Körpergewicht, in einer noch stärkeren Verschiebung des entsprechenden Ballens auswirken.

Es scheint beachtenswert zu sein, dass das Ziel von erhöhten Trachten (Änderung der Hufgelenks-Biomechanik) sofort durch die Verformung der Hufkapsel zum Teil aufgehoben wird (bis zu 45 % in der Untersuchung mit dem 20 mm Keil).

Die Trachten eines Pferdehufes haben eine große Flexibilität in der Vertikalbewegung. Dies kann durch die anatomische Beschaffenheit des Hufes erklärt werden: die Unterbrechung der Hornkapsel zwischen den Trachten, dafür mit dazwischen gelagerten hochflexiblen Strukturen, solchen wie dem Strahl, Strahlkissen, dichtes Blutgefäßenetz und faserig-knorpeliges Bindegewebe. In anderen Worten, obwohl die Hornkapsel sehr fest mit dem Hufbein im dorsalen (vorderen) Bereich verbunden ist, ist der Hufbeinträger (Lamellenschicht) im Trachtenbereich viel flexibler befestigt.

Diese Funktion ist optimal für ein barfuß gehendes Pferd, weil die Hufkapsel sich durch die Trachten immer an die Unebenheiten anpassen kann.

Wenn Sie beim Ausschneiden oder Beschlagen Veränderungen in der sagital Ebene (Längsebene durch Zehe und Trachten) vornehmen müssen, ist es wichtig immer an diese vertikal Verlagerung und die Möglichkeit der einseitigen (Ballen-) Verschiebung zu denken. Die Trachten (zu ) lang lassen oder mit Keilen erhöhen verändert NICHT den palmaren/plantaren Winkel des Hufbeins im gleichen Maße, weil die Ballen sofort nach oben ausweichen. Es erhöht auch den Trachtenabrieb, sodass die gewünschte Höherstellung am Ende der Beschlagperiode noch weniger als gewünscht ist.

Andere palmar/plantar Strukturen zum Tragen hinzuzuziehen dürfte bessere Ergebnisse liefern, weil dann die Trachten wenigstens etwas entlastet werden. Dies kann durch spezielle Sohlen und Hufpolster erfolgen [Renieri,2002] [Castelijns, 2005]. (Fig. 10)

Fig 10
Fig. 10 -
verschiedene Hufpolster wurden benutzt um die Bodenfläche des Hufbeins und den Strahl zum Tragen heranzuziehen, um somit die Trachtenwände zu entlasten

Präventive und therapeutische Hufrollenbeschläge sollten immer ein leichtes Abfussen ermöglichen, z.B.: eingeschmiedete -, angeschmiedete Zehenaufrichtung, zurückgesetztes Eisen und Zehenoffener Beschlag [Denoix,2005].

In der Prävention und der Behandlung von Kronrandhornspalten ist es sehr wichtig den Kronrand auf der aufgestauchten Seite abzusenken.

Ziel ist es mehr als 15 mm Hufknorpel über den Kronrand herausragen zu haben (bei einem durchschnittlichen Huf mit 30 – 32 cm Umfang). Die meisten Hufe mit verschobenen Ballen gehören zu einer Gliedmaße mit einer Fehlstellung (Verdrehung, Achsenbrüche). Diese Hufe neigen sehr stark dazu ihre engere Trachte wieder nach oben zu verschieben, sodass bei jedem Beschlagen diese Schwebe, mehr oder weniger stark ausgeprägt, anzuwenden ist. Die Beschlagintervalle sollten kurz gehalten werden (5 – 6 Wochen, kommt auf das Hufwachstum an).

Kronrandhornspalten verursachen Schmerzen und oft auch Lahmheiten weil sie sich von innen nach außen ausbreiten. Ihr innerer Rand (Kanten) können die darunterliegende Huflederhaut zwicken oder diese entzünden. Wundausschneidung, Reinigung und Fixierung sind daher in den stark ausgeprägten Kronrandhornspalten unabdingbar. Moderne Hufrekonstruktionsmaterialien sind eine große Hilfe bei diesen Behandlungen, wobei sehr darauf geachtet werden muss, dass die Drainagen tief und groß genug, besonders bei frischen Wundausschneidungen, sind [Magri, 1998, Duvernay,2000].

Behebung der Ursachen; Begrenzung der Auswärtsbewegung des Hufknorpels durch die Hufwand. All das muss betont werden, wenn wiederkehrende KHS vermieden werden sollen, besonders bei voll im Training stehenden modernen Sportpferden.

* Prontobario esofago, Bracco s.p.a. – Via E. Folli, 50 Milano

Der Autor möchte Michael T. Savoldi für seine Bilder und Simone Bizzi, C.F. für seine Hilfe danken!

 

Bibliography:

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Hans Castelijns
D.V.M. - Certified Farrier

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