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Wer ist Dr Hans Castelijns

Verlagerung (Founder) des Hufbeins durch Verlust der Hornwandsubstanz.

I Einleitung:

Founder, der Verlust des normalen räumlichen Verhältnisses zwischen Hufbein (PIII) und Hornkapsel tritt am häufigsten aufgrund von Hufrehe auf, der Entzündung des laminären Aufhängeapparates, kann jedoch aber auch durch Verlust der Hornwandsubstanz (HWS) entstehen.

Die Abfolge bei Hufrehe ist: Akute Rehe à Rotation oder Senkung von PIII à Verlagerung von PIII

Die Abfolge bei Verlust von HWS: Reduzierung der mechanischen Unterstützung (Aufhängung) à Rotation oder Senkung von PIII à Verlagerung von PIII (oft gefolgt von Einklemmen oder Zerren der Lamellen).

Jeglicher Verlust der Hornwand, sollte ein grosser Teil betroffen sein und reicht dieser über den Hufbeinrand hinaus, vergrössert die Gefahr einer Lageveränderung von PIII in der Hornkapsel. Die distale Verlagerung von PIII ist abhängig von der Grösse des Hornwandverlustes. Sehr heimtückisch sind laterale oder mediale Senkungen des PIII (in der frontalen Ebene). Exakte Röntgenbilder wie auch dorso-palmar/plantar sind ein MUSS.

Fig 1

Fig.1
Mediale Senkung von PIII

Verlust der HWS (ohne einhergehende Hufrehe) kann unter anderem auch geschehen durch: Unter der Hufwand liegendem “Krebs”, operative Entfernung von Hornsäulen und am häufigsten durch Onychomycosis (OM), durch einen Pilz verursachte Zerstörung der inneren Schichten der Hornwand.

Vorbeugende Massnahmen um andere Bereiche des Hufes zu unterstützen, im speziellen PIII, sind vor oder nach dem (operativen) Eingriff zu treffen .

Fig 2

Fig.2
Palmare Unterstützung durch eine “Spider-Plate” (Sternsteg) und Premium Rehe.

 

II Onychomykose (Mykose = Pilzerkrankung)

OM kann durch opportunistische Erreger entstehen, die nur unter bestimmten Umständen zu einer Krankheit führen. Diese Erreger sind nicht nur mykotisch, sondern wahrscheinlich auch bakterieller Art und ernähren sich von dem Keratin des Hufes. Diese Keime können, sollten sie eine Möglichkeit finden, nur in die inneren Schichten der Hufwand eindringen. Hauptsächlich dringen sie in die Hufwand ein durch eine geschwächte Weiße Linie. Deshalb kann in einem Stall auch nur ein Pferd oder an einem Pferd auch nur ein Huf betroffen sein .

Es gibt viele Gründe für eine geschwächte weisse Linie: äusseres Trauma, schlechte Hygiene, mechanischer Zug, d.h. wenn bei fliehenden Wänden ein zu grosser Hebel wirkt, eine ausgeprägte crena marginalis (Kerbe) des PIII, am häufigstem aber bei extremer Trockenheit, die schrumpfend auf die Hufsohle wirken kann. Dieses letzte Phenomen bedarf einiger Erklärung; die inneren Hornschichten enthalten mehr Feuchtigkeit als die Aussenwand, der Wassergehalt der Sohle ist ebenfalls grösser (18 - 24%). Wenn der Huf plötzlich austrocknen sollte, z.B nach Abduschen der Hufe und anschliessendem Abstellen des Pferdes in eine mit Sägemehl versehenen Box bei warmer, trockener Umgebung, wird die Sohle mehr Volumen verlieren als die Hornwand. Dadurch öffenet sich die weisse Linie und erleichtert so den Befall der OM Mikroorganismen.

Fig 3

Fig.3
Hufabschnitte die sich in der Sonne zusammengezogen haben. Dieses Kringeln trägt der höheren Wassereinlagerung in den inneren Hornabschnitten Rechnung.

OM ist ein schleichender, heimtückischer Prozess. Seine Auswirkungen erstrecken sich auf totes Gewebe und Horn. OM verursacht aber nur dann Schmerzen, wenn PIII anfängt seine Lage in der Hornkapsel zu verändern. Um diesem gravierendem Problem vorzubeugen, sollte bei kleinsten Anzeichen von OM nachgegangen werden. Bei ersten Gewebsveränderungen der weissen Linie, muss der Hufschmied/in diese erkennen, dokumentieren und behandeln.

Kleine Dehäsionen der Wand können mit einer “Hufnagelprobe” untersucht werden: geht der Nagel nicht tiefer als 2,5-3cm in dieses Loch und ist die betroffene Stelle nicht weiter als 3 cm, geht man laut Autor wie folgt vor: man brennt mit einem rotglühendem Meissel die Stelle aus. Die Problematik bei OM ist, dass sich der Pilz mit Hilfe von sehr resistenten Sporen vermehrt. Der Pilz und seine Sporen dürften die 900° des Meissels aber nicht überleben. Der aus der Behandlung entstandene Hohlraum wird mit Kupfersulphat versetztem Wax (Keratex hoof putty) versiegelt. Bei dem nächsten Beschlag ist die Stelle wie beschrieben zu testen. Hat sich der Hohlraum verkleinert ist die gleiche Prozedur zu wiederholen. Ist keine Verbesserung eingetreten ist eine Resektion der Hornwand indiziert.Fig.4,5,6.
Fig 4

Fig 5

Fig 4

Fig 5

Fig 6

Fig 6

Als zusätzlich vorbeugende Massnahme werden mit Kupfer überzogene Hufnägel vorgeschlagen, die in Verbindung mit Sulfurmolekülen des Keratins, Aminosären, Cysteine und Methionine, Kupfersulphat freisetzen können. Fig.7,8,9.

Eine weitere prophylaktische Massnahme ist das Einstreichen der Sohle und des unteren Bereiches der äusseren Hornwand mit Stockholm Teer. Fig.10

Fig 7
Fig 8

Fig 7

Fig 8

Fig 9
Fig 10

Fig 9

Fig 10

Die einzige Vorangehensweise bei schweren Fällen- egal ob eine Lageveränderung von PIII stattgefunden hat oder nicht, ist die Resektion der äusseren Hornschichten bis hin zu den gesunden inneren Schichten. Die proximale Grenze des Defekts wird regelmässig mit einer blauen Tinktur (Thrushbuster) eingestrichen. So sollte eine Ausbreitung der Hyphen (fadenförmige Zellen der Pilze), welche die Wand weiter untergraben können, erkennbar sein. Bei einem Fortschreiten sind weitere betroffene Wandabschnitte unverzüglich zu entfernen.

In Fig. 11-14 ist ein Beispiel dieser Prozedur beschrieben:

Fig.11 zeigt eine latero-mediale Röntgenaufnahme mit der Ausbreitung des Defekts. Zu beachten ist, dass eine Lageveränderung von PIII stattgefunden hat.

(Die Aufnahme wurde von einem behandelnden Tierarzt gemacht. Die unperfekte Positionierung ist an den Schenkeln des Hufeisens zu erkennen . Diese sollten parallel verlaufen)

Fig.12 zeigt den Umfang der entfernten Hornwand.

Fig.13 zeigt das Einstreichen mit Thrushbuster am proximalen Bereich der Resektion. Zu beachten ist der Klebebeschlag. Die Befestigung mit Hufnägeln wäre nach der umfangreichen Resektion zu heiss gewesen.

Fig.14 Bild das der Kunde nach 8 Monaten gesendet hat.
Fig 11
Fig 12

Fig 11

Fig 12

Fig 13
Fig 14

Fig 13

Fig 14

Wie oben erwähnt: sollte die Resektion der Hornwand über den Hufbeinrand hinausgehen, müssen die palmaren/plantaren Hufbereiche zum Mittragen gebracht werden. Dies geschieht, um einer Lageveränderung vorzubeugen, oder im schon eingetretenen Fall einen entlastenden Beschlag in petto zu haben.

In figures 15,16,17

Hier ein Beispiel für einen grossen dorso-medialen Defekt. Hier wurde mit einem “Mercedes” (Sterneisen) und einem Polster für flächige (verzweigte) Unterstützung beschlagen. Da an der Zehen- und Seitenwand viel Horn abgetragen worden ist, wurden medial zwei Behelfsnagellöcher im Bereich der Trachtenwand angebracht.

Fig 15
Fig 16

Fig 15

Fig 16

Fig 17

Fig 17

Je schneller und gesünder der Huf nachwachsen kann, desto schneller wächst der Defekt raus. Hierfür sollte den an OM erkrankten Pferden ein Futterzusatz, der das Hufwachstum positiv beeinflusst, empfohlen werden. Pelletform hat sich hier bewährt, da die Tiere dies gut annehmen.

WICHTIG!!! Die Besitzer sollen nicht ungeduldig sein und mit dem Pferd sollte erst dann wiedergearbeitet werden, wenn der Defekt bis an den Hufbeinrand heruntergewachsen ist und die Hornkapsel wieder stabil/gesund genug ist, um die Aufhängung von PIII gewährleisten zu können!!! Dies gilt für alle grossflächigen Resektionen der Hufwand.

Abschliessend kann gesagt werden, dass die Haltungsbedingungen unter die Lupe genommen und ggf. verändert werden müssen. Sind zum Beispiel trockene Sägespähne schuld, sollte die Einstreu auf Stroh oder Torf umgestellt werden.

Bibliograph auf Anfrage.

Hans Castelijns
D.V.M. - Certified Farrier

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